Phytotherapie

Die Heilung und Linderung von Beschwerden durch Pflanzen ist seit Jahrtausenden überliefert. Die Anwendung nach wissenschaftlichen Kriterien ist hingegen vor allem seit den 1930er Jahren auf dem Vormarsch. Die Einsatzfelder der Pflanzenheilkunde sind vielfältig und reichen vom harmlosen Schnupfen bis hin zur begleitenden Stabilisierung der Psyche. Bei einer längerfristigen Behandlung sowie schwerwiegenderen Erkrankungen ist in jedem Fall die Rücksprache mit einem Arzt erforderlich.

Hintergrund Phytotherapie
Die Pflanzenheilkunde befasst sich mit Pflanzen im Sinne eines Heilmittels. Hierbei geht es primär um die Nutzung und Zubereitung von vollständigen Pflanzen sowie Pflanzenteilen. Die daraus gewonnenen Extrakte werden im Rahmen einer Heilmittel-Anwendung als Phytotherapeutika bezeichnet.

Während das Heilen mit Pflanzen seit Jahrtausenden in den meisten Kulturen bekannt ist, geht die wissenschaftlich fundierte Therapie in Deutschland auf den Internisten Rudolf Fritz Weiss (1895-1991) zurück. Er lehrte Pflanzenheilkunde in Berlin im Rahmen der ärztlichen Fortbildung und gilt bis heute als wesentlich im Weiterbildungsbereich.

Die Phytotherapie wird unterschiedlichen medizinischen Konzepten zugeordnet, hat aber in Hinblick auf ihre Grundsätze vorrangig eine naturwissenschaftlich orientierte Ausrichtung. Es werden zwei zentrale Zweige der Pflanzenheilkunde voneinander unterschieden, die traditionelle und die rationale (allopathische) Form. Das traditionelle Verfahren stützt sich auf überlieferte Erfahrungswerte und wird unter anderem in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und beim indischen Ayurveda angewandt. Das rationale Verfahren basiert auf Einbettung der Behandlung in wissenschaftlich anerkannte Standards.

Therapeutische Nutzung
Die Heilpflanzen lassen sich sowohl innerlich als auch äußerlich einsetzen. Bei der inneren Anwendung werden nach Anweisung entsprechende Pflanzensäfte, Tabletten, Kapseln und trinkbare Tinkturen genutzt. Auch Tees zählen zu den häufig verordneten Arzneien. Bei der Einnahme liegen die Pflanzen in unterschiedlichen Variationen vor, wobei frische und getrocknete Samen, Blüten und auch Blatt- und Wurzelwerk zum Einsatz kommen. Für die äußere Anwendung werden die Heilpflanzen zum Aufbringen auf die Haut oder auch für Bäder verarbeitet. Hier sind Badezusätze, Lotionen, Heilsalben und Cremes Teil der Behandlung.

Bei den Produkten gibt es sowohl fertige Heilmittel, die bequem in der Handhabung sind als auch individuell zusammengestellte Mischungen, die nur für den einzelnen Patienten gedacht sind und individuell hergestellt werden. Hinsichtlich der Dosierung stehen den Therapeuten standardisierte Verfahren im Kontext des geeigneten Wirkstoffgehaltes zur Verfügung.

Anwendungsgebiete
Die Möglichkeiten der Phytotherapie sind ausgesprochen umfangreich und werden sowohl in heilender als auch vorbeugender und lindernder Hinsicht angewendet. Die Wirkstoffe kommen bei kleineren Verletzungen wie auch zur begleitenden Unterstützung von chronischen Erkrankungen zum Einsatz. Auch die Stärkung von Immunsystem und Stoffwechsel zählt zu den möglichen Anwendungsgebieten. Psychische Belastungssituationen, klassischen Altersbeschwerden sowie Magen-Darm-Erkrankungen sind ebenfalls zur Behandlung mit Heilpflanzen geeignet.

Ob eine pflanzliche Therapie als Alternative zu einer chemisch-medikamentösen Maßnahme in Betracht kommt, sollte immer mit einem Arzt abgeklärt werden. Kleine Befindlichkeitsprobleme, beispielsweise eine Erkältung, lassen sich häufig auch in Eigenregie mit entsprechenden Präparaten behandeln. Für notfall- und akutmedizinische Maßnahmen ist hingegen von einer alleinigen pflanzenheilkundlichen Therapie abzuraten.