Die Ernährungslehre blickt auf eine lange Tradition zurück. Sie hat sich im Laufe der Jahrhunderte von einer Sammlung von Empfehlungen für eine gesunde Lebensweise zu einer eigenständigen Wissenschaft über die Zusammensetzung und Wirkung der menschlichen Nahrung entwickelt. Heute stehen sich nicht nur unterschiedliche Konzepte von Ernährung und Gesundheit gegenüber, der Bedarf nach Information und Beratung hat auch zu neuen Berufsbildern wie Ernährungsberater/in oder Ernährungscoach geführt.
Der Begriff Ernährungslehre oder Diätetik umfasst verschiedene Konzepte der gesunden Lebensführung, wobei der Schwerpunkt je nach Lehre auf ganz unterschiedlichen Ernährungsempfehlungen liegen kann. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Ernährungslehre findet dagegen in den Ernährungswissenschaften statt, die sich mit der Zusammensetzung unterschiedlicher Lebensmittel und Ernährungsweisen sowie ihrer Wirkungen auf den menschlichen Organismus befasst. Wissenschaftliche Erkenntnisse aus den Ernährungswissenschaften finden wiederum in eine zeitgemässe Ernährungsberatung Eingang. Sie dienen als Grundlage für die Empfehlungen, die ernährungswissenschaftliche Fachgesellschaften für eine gesunde, ausgewogene Ernährung abgeben. Im weitesten Sinne umfassen sie auch präventive und therapeutische Massnahmen zur Krankheitsvermeidung beziehungsweise zur besonderen Ernährung im Rahmen einer Erkrankung.
Von der Nahrungsaufnahme zum ideologischen Konzept: Die historisch wichtigsten Kostformen und ihre Bedeutung
Die Ursprünge der Diätetik lassen sich weit zurückverfolgen: Schon der antike Arzt Hippokrates entwarf – beruhend auf seiner Theorie über die Entstehung von Krankheiten durch das Ungleichgewicht von Körpersäften – eine erste Diätkunde, in der er Verhaltensempfehlungen für eine gesunde Lebensweise gab. Galen entwickelte diese Theorie weiter, und später griffen die Ärzte der Renaissance viele dieser Inhalte wieder auf. Damals entstanden die ersten gedruckten medizinischen Ratgeber, die alle auch Tipps für eine gesundheitsfördernde Ernährung enthielten.
Einen weiteren Aufschwung erlebten Lehren, die sich ganz allgemein mit gesunder Lebensweise befassten, ab der Mitte des 18. Jahrhunderts: Christof Wilhelm Hufeland, ein deutscher Arzt und Sozialhygieniker, begründete die in ihren Grundlagen ebenfalls aus der Antike stammende Makrobiotik. Seine „Lehre von einem langen Leben” gilt als erste neuzeitliche Ernährungslehre.
Heute existieren zahlreiche unterschiedliche Ernährungslehren, denen jeweils ein bestimmtes Konzept von gesunder Ernährung zugrunde liegt. Die bekanntesten sind die Vollwerternährung, vegane oder vegetarische Ernährung, Trennkost sowie verschiedene Ernährungskonzepte, die ihren Ursprung in der asiatischen Philosophie haben, wie etwa Ernährungslehren aus der traditionellen chinesischen Medizin oder dem indischen Ayurveda.
Wissenschaftlich fundierte Konzepte für eine gesunde Ernährung lehnen einseitige, oftmals ideologisch geprägte Ernährungsweisen allerdings ab. Sie empfehlen stattdessen eine ausgewogene Nahrungsmittelaufnahme, die aus viel frischen, vitamin- und mineralstoffreichen Zutaten und einem ausgeglichenen Verhältnis von Proteinen, Kohlehydraten und Fetten besteht. Informationen zu Themen der Ernährungswissenschaft und praktische Tipps findet man zum Beispiel auf der Website der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE-SSN): http://www.sge-ssn.ch/
Ernährungslehre als Beruf: Ausbildungsmöglichkeiten in der Schweiz
Der grosse Bedarf an Informationen über eine sinnvolle und ausgewogene Ernährung hat zur Entwicklung von Berufsbildern geführt, die sich mit dem Einfluss der Nahrungsweise auf gesunde und kranke Menschen befassen und/oder praktische Hilfestellung bei Fragen zu Diät und gesunder Ernährung geben. Neben Ernährungswissenschaftlern und -wissenschaftlerinnen, die oft in der Grundlagenforschung arbeiten und den theoretischen Bereich der Diätetik abdecken, beschäftigen sich häufig auch Trainer und Trainerinnen, Coaches oder verschiedene Gesundheitsberufe mit dem Themenkreis der gesunden Ernährung, Krankheitsprävention und spezifischer Diät. Eine qualifizierte Beratungstätigkeit ist jedoch an eine entsprechende Ausbildung gebunden. Personen, die professionell zu diesen Themenbereichen beraten und informieren, sind somit diplomierte oder zertifizierte Ernährungsberater.
In der Schweiz existieren im Prinzip zwei unterschiedliche Ausbildungsmöglichkeiten, um den Beruf des Ernährungsberaters, der Ernährungsberaterin zu erlernen: Das Bachelorstudium Ernährung und Diätetik (Ernährungsberatung), das zur Berufsausübung als Diplomierte/r Ernährungsberater/in berechtigt, sowie Aus- und Weiterbildungskurse unterschiedlicher Anbieter, die mit einem Zertifikat für Ernährungsberatung abgeschlossen werden.